Was tun bei Rückrufaktionen? Das sollten Verbraucher wissen!

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Was tun bei Rückrufaktionen? Das sollten Verbraucher wissen!
  • Erste Hilfe bei Rückrufaktionen & Produktwarnungen

Grundsätzlich gibt es gerade in Deutschland und EU-weit strenge Regelungen und Prüfinstanzen, was die Produktion von Konsumgütern angeht. In der Regel wollen Produzenten sichere Produkte in den Umlauf bringen, letztendlich auch, um ihrem eigenen Ruf nicht zu schaden. Dennoch ist nie ganz auszuschließen, dass im Nachhinein Fehler am Produkt festgestellt werden und Rückrufaktionen für schadhafte Ware ausgerufen werden. Gerade bei Artikeln aus dem EU-Ausland mit weniger strengen Regelungen sollte man aufpassen. Doch was sollte man bei Rückrufaktionen tun und welche Rechte stehen mir als Verbraucher zu?

Die wichtigsten Informationen auf einen Blick:

  • Hersteller haftet für Sicherheit eines Produktes
  • Datenbaken zum Auffinden von Rückrufaktionen und Produktwarnungen nutzen
  • Ist gekaufte Ware von Rücknahmeaktion betroffen, Artikel nicht mehr benutzen, entsorgen oder zurückbringen
  • In den meisten Fällen erhält man sein Geld zurück oder andere Erstattung

Rechtsgrundlage Rückrufaktionen

Laut §6 des Produktsicherheitsgesetzes (ProdSG) ist der Hersteller hauptverantwortlich für die Sicherheit eines Produktes. Grundsätzlich muss jeder Händler auf Neuware 2 Jahre gesetzliche Gewährleistung einräumen (auf gebrauchte Produkte 12 Monate), unabhängig von Rückrufaktionen. Diese deckt Mängel ab, die die Ware bereits zum Zeitpunkt des Kaufes hatte und keine selbstverschuldeten Mängel. Stellt man als Verbraucher einen Mangel fest, so kann man innerhalb des Zeitraums vom Hersteller eine Reparatur oder Nachbesserung verlangen.

Das Produktionssicherheitsgesetz verpflichtet Hersteller außerdem, Gefahren, die vom hergestellten Produkt ausgehen, abzuwenden. Deswegen sind diese dazu angehalten, bei Feststellen eines gefährlichen Mangels Verbraucher vor den Gefahren zu warnen und das fehlerhafte Produkt vom Markt zu nehmen. Nach einer Risikobewertung folgt meist eine Rückrufaktion – je nach Größe des Risikos und Art des Produktes (z.B. bei Kinderspielzeug Risiko besonders hoch eingeschätzt). Diese dient zur Abwendung von Personen- und Sachschäden durch fehlerhafte Produkte und ist oft das letzte Mittel von Unternehmen, um Schaden zu vermeiden.

fehlerhafte Ware

Wer haftet bei einem Einkauf im Onlineshop – Verkäufer oder Hersteller?

In der Regel haftet der Verkäufer für Mängel am Produkt, während der Hersteller für Garantiezusagen wie Gewährleistungen haftet. Das oben genannte Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) regelt, dass der Hersteller verpflichtet ist, vor Gefahren, die vom hergestellten Produkt ausgehen, zu warnen, und ist deswegen auch für Rücknahmeaktionen zuständig.

Kauft ihr z.B. bei Marktplätzen wie Amazon oder Otto ein und sind die dort gekauften Produkte fehlerhaft, so könnt ihr diese vom Verkäufer reparieren oder rückerstatten lassen. Ist die Waren jedoch von einer Rückrufaktion betroffen, so solltet ihr euch direkt an den Hersteller werden. Dieser ist in der Regel auf der jeweiligen Produktseite des Marktplatzes oder in deiner Bestellübersicht im Kundenkonto einsehbar. Aber normalerweise hilft euch auch der Kundenservice weiter. Stellt der Onlineshop die Produkte selbst her, wie es bei kleinen Shops wie z.B. everdrop der Fall ist, so haftet direkt der Onlineshop bei Produktwarnungen.

Beispiel für Rücknahmeaktionen

Beispiel 1 für einen Rückruf: Bei diesem Kinderspielzeug können sich einzelne Teile lösen, sodass diese von Kindern verschluckt werden könnten und Erstickungsgefahr droht.

Produktwarnung Kinderspielzeug

Beispiel 2 für einen Rückruf im Bereich Fahrzeuge: Freiwillige Maßnahme für Citroen Personenkraftwagen: Rückruf des Produktes vom Endverbraucher, da die Hinterachse wurde nicht ordnungsgemäß geschweißt wurde. Dadurch können Risse entstehen und sich ausbreiten, was zu einem möglichen Bruch der Hinterachse führen kann.

Wo finde ich Produktwarnungen und Rückrufaktionen?

Rückrufaktionen gehen in der Regel direkt vom Hersteller aus. In so einem Fall solltet ihr einen Blick auf die Homepage und die Sozialen Medien des Unternehmens werfen. Auch ein Googlen von „Firmennamen + Rückrufaktion“ bringt meist Aufklärung, da die meisten Rücknahmeaktionen über Massemedien verbreitet werden. Findet ihr dort keine Rückrufaktionen, so könnt ihr euch in gravierenden Fällen auch an die Landesbehörde des Geschäftssitzes des Herstellers wenden.

Non-food: Safety Gate EU Schnellwarnsystem

Eine weitere Möglichkeit herauszufinden, ob es sich bei einer fehlerhaften Ware um ein gefährliches Produkt handelt, ist das EU Schnellwarnsystem Safety Gate (vormals RAPEX). Dabei handelt es sich um das Meldesystem der Europäischen Union für gefährliche Konsumgüter (ohne Nahrungs- und Arzneimittel sowie medizinische Geräte).

Man kann sich auf der Seite entweder durch die neuesten Produktwarnungen klicken oder direkt nach einer bestimmten Produktwarnungen suchen. In der Suche kann man nach Marke, Produktkategorie, Herkunftsland, Risikotyp und mehr gefiltert werden. Die Meldungen beinhalten eine ausführliche Beschreibung der Produktwarnung, der Gefahren, die davon ausgehen und welche Maßnahmen von den Herstellern eingeleitet wurden. Allerdings sind die Texte allesamt auf Englisch, lassen sich jedoch auch auf Deutsch einstellen.

Safety Gate EU Schnellwarnsystem Rückrufaktionen

Auch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat eine Datenbank mit aktuellen Rückrufaktionen veröffentlicht (Lebensmittel inklusive). Die Beschreibungen sind zwar weniger ausführlich als beim EU Schnellwarnsystem Safety Gate, dafür aber nur auf den deutschsprachigen Raum begrenzt und meist mit Link zur Rückrufaktion des Händlers, wo sich auch zumeist konkrete Handlungshinweise für den Verbraucher finden.

Food: Lebensmittelwarnung.de

Wer speziell im Bereich Lebensmittel nach Rückrufaktionen sucht, ist mit lebensmittelwarnung.de, dem Portal der Bundesländer für Produktwarnungen vor allem im Bereich Lebensmittel, bedient. Für alle, die im Bereich Lebensmittel arbeiten, ist dies ein unabdingbares Tool. Dort kann man Rückrufaktionen jedoch nur nach Bundesländern filtern. In der Beschreibung findet sich mehr oder weniger ausführlich der Grund der Warnung sowie Kontaktdaten des Herstellers.

Was sind meine Rechten und Pflichten als Verbraucher bei einer Rückrufaktion?

Erfährt man von einer Rückrufaktion eines gekauften Produktes, so sollte diese nicht ignoriert werden, da sonst ein Verlust von Schadensersatzansprüchen droht. In der Regel wird in der Rückrufaktion genauer beschrieben, wie ich mich als Verbraucher zu verhalten habe, ob ich also das Produkt zurückgeben soll und ob ich mein Geld zurückerhalte. Ihr solltet auch an die Anweisungen der Produktwarnungen halten.

Was passiert, wenn man durch ein fehlerhaftes Produkt Schaden erlitten habe?

Dies ist im sogenannten Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG) geregelt. Wird eine Person durch ein fehlerhaftes Produkt verletzt oder gar getötet, so haftet der Hersteller und muss Schadensersatz leisten. Das ist aber gar nicht so leicht, denn die Beweislast liegt beim Geschädigten und der vorhandene Schaden, der Fehler am Produkt und der ursächliche Zusammenhang zwischen Fehler und Schaden müssen erst einmal nachgewiesen werden. Der Geschädigte hat drei Jahre Zeit, um eine Wiedergutmachung zu verlangen. Die Haftung des Herstellers erlischt nach zehn Jahren.

Rückrufaktionen Schadensersatz

Erhalte ich bei Rückrufaktionen mein Geld zurück?

Es ist leider nicht immer garantiert, dass ihr für das betroffene Produkt einer Rückrufaktion euer Geld zurückbekommt. Der Hersteller ist zwar zu einem Schadensersatz verpflichtet, dies kann jedoch auch so aussehen, dass ein Ersatzartikel oder eine Gutschrift bzw. Gutschein angeboten werden. In vielen Fällen zeigen die Händler jedoch Kulanz und erstatten den Kaufpreis bei Rückgabe, auch um den Imageschaden möglichst gering zu halten.

Was mache ich mit dem Gefahrenprodukt?

In der Regel findet ihr in der Rückrufaktion beschrieben, was mit dem Produkt passieren soll, ob es also zurückgegeben werden soll oder entsorgt werden soll. Sind keine konkreten Handlungshinweise gegeben, so sollte das Produkt dennoch aus Sicherheitsgründen weggeworfen werden. Fragt bei eurer lokalen Abfallentsorgung nach, wie und wo ein potentielles Gefahrenprodukt, wie z.B. ein Elektroprodukt richtig entsorgt wird.

Wie kann ich sicher einkaufen und schadhafte Waren umgehen?

Wie wir weiter oben bereits erwähnten, ist es nie zu 100% auszuschließen, dass man ein fehlerhaftes Produkt erwirbt. Denn trotz aller maschinellen Hilfe sind im Produktionsprozess Menschen involviert und dort passieren immer mal wieder Fehler. Doch es gibt einiges, was man tun kann, um die Wahrscheinlichkeit hierfür gering zu halten. Hier ein paar Tipps, um schadhafte Ware beim Online Shopping zu umgehen:

  • Wenn ihr bei ausländischen Onlineshops bestellt, dann bei Shops mit Sitz in der EU, um von Verbraucherrechten und Produktionsrichtlinien der EU zu profitieren
  • Hochwertige und langlebige Produkte kaufen, auf Siegel, Nachhaltigkeit und Produktionsweise achten
  • Shops vermeiden, die massenhaft günstige Ware aus dem Ausland anbieten, wie z.B. Temu, Aliexpress oder Wish
  • Nicht auf Instagram und TikTok Fake Shops hereinfallen, Impressum überprüfen
  • Produkt zuhause prüfen, ob es einwandfrei funktioniert, es komisch riecht oder komische Geräusche macht und bei Bedarf von 14-tägigem Rückgaberecht Gebrauch machen
  • Kaufbeleg und/oder Rechnung aufbewahren

Fazit
Ist ein von euch gekauftes Produkt von einer Rückrufaktion oder einer Produktwarnung betroffen, so heißt es erst einmal Ruhe bewahren. Der Artikel sollte auf keinen Fall mehr benutzt werden und gegenebenfalls entsorgt oder zurückgegeben werden. In den meisten Fällen zeigen sich die Händler kulant und zahlen das Geld zurück oder erstatten dies anderweitig.

Bildquellen: Vielen Dank an Bruno, Erwin und Francesco Romeo © pixabay.com sowie © ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/search und © www.produktwarnung.eu/

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