Durch die Abschaffung von Studiengebühren in den meisten Bundesländern sind die Kosten für ein Studium deutlich gesunken. Dennoch sind die Lebenshaltungskosten für Studenten nicht gerade gering. Nur in wenigen Fällen kommen die jungen Leute mit dem über die Runden, was Eltern oder BAföG-Amt zur Verfügung stellen. Deshalb jobben 63 Prozent der Studenten, um ihr Studium ganz oder teilweise zu finanzieren.
Um beurteilen zu können, wie teuer oder günstig eine Universitätsstadt ist, schauen Studenten in der Regel auf zwei Dinge. Da ist zum einen die Höhe der durchschnittlichen Miete, zum anderen die Höhe des Durchschnittslohns, der bei Nebenjobs bezahlt wird.
Höhe der durchschnittlichen Miete
Im Mietpreis-Ranking der 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks liegt Köln mit einem durchschnittlichen Mietpreis von 359 Euro im Monat an der Spitze. Es folgen München (359 Euro), Hamburg (351 Euro), Düsseldorf (338 Euro) und Frankfurt (337 Euro) – alles Städte in Westdeutschland. Am unteren Ende des Rankings stehen Leipzig (251 Euro), Halle (249 Euro), Erfurt (248 Euro), Dresden (247 Euro) und Chemnitz mit der niedrigsten Durchschnittsmiete von 211 Euro – alles Städte in Ostdeutschland. Leicht entsteht so der Eindruck, dass es günstig ist, in Ostdeutschland zu studieren.
Studentische Stundenlöhne
Gemäß der Studie „Fachkraft 2020“, erstellt von der University Maastricht in Kooperation mit der Zeitarbeitsfirma Studitemps, verdienen Studenten in München mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 10,34 Euro am besten. Es folgen Frankfurt am Main (10,19 Euro), Nürnberg (10,10 Euro), Wuppertal (10,02 Euro) und Flensburg (9,89 Euro). Am unteren Ende des Rankings finden sich Leipzig (8,22 Euro), Greifswald (8,08 Euro), Jena (8,05 Euro), Halle (7,98 Euro) und ganz unten Rostock, wo Studenten im Schnitt nur 7,84 Euro pro Stunde bekommen. Auch dieses Ranking bestätigt die übliche Einschätzung, dass in Ostdeutschland weniger verdient wird als in Westdeutschland.
„Fachkraft 2020“-Studie
Wer nun aber annimmt, dass das Studium in den ostdeutschen Universitätsstädten generell besonders günstig ist, der irrt gewaltig. Und wer glaubt, dass München die teuerste Unistadt ist, vertut sich ebenfalls. Um zu einer realistischen Einschätzung zu kommen, müssen beide Rankings in Bezug zueinander gesetzt werden. Denn was nützt eine günstige Miete, wenn der Student so wenig verdient, dass er lange arbeiten muss, um sie bezahlen zu können? Diese Erkenntnis hat die Studie in einem neuen Städte-Index umgesetzt. Er gibt an, wie lange ein Student in einer Stadt arbeiten muss, um seine Miete zu bezahlen.
Neuer Index
Laut neuem Index ergeben sich einige überraschende Veränderungen in der Rangfolge der Unistädte. Denn nun ist nicht mehr Köln die teuerste Stadt für ein Studium, sondern Hamburg. In der Hansestadt müssen nämlich 38,57 Stunden für die Miete gearbeitet werden, während in Köln nur 36,96 Stunden nötig sind. Das mag noch nicht wirklich überraschen. Doch die Plätze zwei und drei im neuen Ranking sind Bamberg (38,32 Stunden) und Rostock (38,14 Stunden), Orte die nicht als besonders teuer eingeschätzt würden. Mit Rostock landet zugleich eine ostdeutsche Stadt in der Top 3 der teuersten Universitätsstädte.
Teure Unistädte – die Ursachen
In Rostock trifft die für Ostdeutschland recht hohe Durchschnittsmiete von 299 Euro, die nur von Potsdam und Berlin übertroffen wird, auf den niedrigsten Stundenlohn im gesamten Bundesgebiet. In Bamberg sind die Mieten relativ hoch und der Stundenlohn relativ niedrig, was die Stadt an der Regnitz zu einer der teuersten Unistädte macht. Ähnlich ist die Lage in Heidelberg mit 37 Stunden. München, das gerne als teuerste Studentenstadt angesehen wird, liegt durch die hohen Mieten tatsächlich weit oben, doch wird dies durch den höchsten Stundenlohn im Ranking abgefedert, so dass die Isar-Metropole nur auf Platz vier landet.
Günstige Unistädte
Am günstigsten kommen Studenten in folgenden Unistädten weg: In Chemnitz müssen sie im Schnitt nur 28,92 Stunden pro Monat für die Miete arbeiten, in Frankfurt an der Oder 28,22 Stunden und in Wuppertal 27,35 Stunden. Am günstigsten ist jedoch Flensburg. Dort kommt ein Student mit 27 Monatsstunden aus. Zwischen dem höchsten Wert im Index und dem niedrigsten liegen fast zwölf Arbeitsstunden, die ein Student für das Studium nutzen kann.
Ranking der Bundesländer
Wer sich den Index auf Bundesländerebene betrachtet, findet Hamburg mit 38,57 Stunden erneut an der Spitze, dicht gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 35,82 Stunden. Ganz unten im Index stehen Sachsen mit 31,45 Stunden und Thüringen, wo die Studenten im Schnitt nur 30,39 Stunden für die Miete arbeiten müssen.
Was im Ranking das Schlusslicht bildet, dürfte auf den Wunschzetteln der Studenten eher oben stehen. Zumindest steht fest: Günstig studiert es sich eher in Thüringen als im Hamburger Norden.
(Bild: Flickr stuartpilbrow/CC BY-SA 2.0)
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